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Bei Rückfragen steht Ihnen Tobias Wieder gerne zur Verfügung
Um die Arbeit von The Olive Branch for Children besser verstehen und erleben zu können, reisten wir zum mittlerweile zweiten Mal nach Uyole in Tansania und bekamen einen Einblick in einige der zahlreichen Projekte.
Nach 3 Flügen und einer Weile Autofahrt erreichen wir am Freitagabend Uyole. Am nächsten Morgen holt uns das Team von The Olive Branch for Children (TOBFC) ab, nachdem wir ausgiebig Chapati (dünne Fladenbrote aus Wasser, Mehl und Öl) gefrühstückt haben. Zuerst geht es in die Montessori Akademie, in der Kinder bis zur 7. Klasse unterrichtet werden. Die Schule hebt sich durch die bunten verputzten Wände mit großen, detailreichen Wandgemälden deutlich von ihrem Umfeld ab. Ein paar Schüler haben mündliche Prüfungen, doch die meisten Kinder sind freiwillig samstags in der Akademie, um sich dort zu treffen und zu spielen.
Wir können gut verstehen warum – alles ist sehr liebevoll gestaltet und gepflegt mit zahlreichen Spielsachen und Beschäftigungsmöglichkeiten. Das neueste Gebäude – eine Art Kita – wurde durch Klickkonzept finanziert. Der Fokus liegt auf spielerischem Lernen und reicht von einem Sensory Board über Kostüme zu Schnürsenkelbüchern, wodurch die Kinder früh Selbständigkeit erlernen sollen. Natürlich darf auch ein Spielplatz für Kleinkinder nicht fehlen.
Später besuchen wir das Kubuni Centre, dessen Grundgedanke finanzielle Unabhängigkeit durch ein festes Einkommen ist, insbesondere für Frauen. Fasziniert beobachten wir die Künstlerinnen beim Fertigen von Ohrringen. Um diese Ohrringe auch in Deutschland anbieten zu können, hat Klickkonzept einen Online Shop gebaut, der bald live gehen wird.
Danach laufen wir zum Zion Home, dem Zuhause von derzeit etwa 30 Kindern, die keine Eltern mehr haben oder die sich nicht um sie kümmern können. Mit geflochtenen Haaren und außer Puste von einer Runde Soccer Baseball essen wir alle Curry mit gekochten Eiern. Gespannt lauschen wir den Geschichten über die Kinder, die mittlerweile zur Universität gehen und erfolgversprechende Karrieren wie Tierarzt, Agroingenieurin oder Krankenpfleger vor sich haben. Vor allem merken wir: Das individuelle Kindeswohl und deren Entwicklung sowie Bildung stehen im Vordergrund, zu dem auch Stipendien für die Universität gehören.
Pünktlich um sechs Uhr holt uns Deborah von unserer Unterkunft ab. Mit dabei sind zwei Volunteers und vier Mitarbeiter von TOBFC, die uns bei der Fahrt durch die weitgehend ausgetrockneten Landschaften um Uyole begleiten und unterstützen werden. Mit der Crew der Filmemacher Deutschland sind wir nun eine Gruppe von 13 Männern und Frauen, die sich mit einem kurzerhand geborgten Schulbus auf den Weg in die Savanne macht, um sich einen Eindruck von der Projektarbeit außerhalb von Uyole machen zu können. Denn wenn auch die Organisation von Uyole aus gesteuert wird, erreicht TOBFC mit ihren Projekten mehr als 200.000 Menschen, mit einem Einflussgebiet, das weit über die Grenzen des Verwaltungsbezirks hinausgeht.
Nach etwa einer halben Stunde Fahrt erreichen wir dann unser erstes Ziel: Mswiswi, eine kleine Siedlung, die bisher von der voranschreitenden Austrocknung verschont geblieben ist und somit das Wasser des örtlichen Baches zum Anbau von Avocado Bäume nutzen kann. Beratend tätig ist dabei Odima, eine Mitarbeiterin von TOBFC, die mit ihrer Erfahrung zur nachhaltigen Landwirtschaft dem Pilotprojekt zur Seite steht. Querfinanziert werden die Sprösslinge aus den Einnahmen der kürzlich eingeführten Züchtung der ostafrikanischen Hochlandbiene, bei der TOBFC als Großhändler Logistik und Vertrieb übernimmt und sämtliche Einnahmen an die Dorfbewohner zurückführt.
Das nachhaltige Ziel einer langfristigen Selbstfinanzierung steht hier wie bei so vielen Projekten der Organisation im Vordergrund.
Lange können wir die Arbeit der Imker nicht beobachten, denn unser enger Zeitplan führt uns bereits zu einem ganz anderen Projekt: der mobilen Krankenbetreuung, bei der uns Frank, einer der Krankenpfleger von TOFBC, zwei seiner Patient:innen vorstellt. Zuerst treffen wir Susy, ein junges Mädchen, das unter Epilepsie leidet und somit auf medikamentöse Behandlung angewiesen ist. Später lernen wir Hamisho kennen, der wegen einer Elephantiasis Erkrankung bereits ein Bein verloren hat und sein zweites nur auf Grund der wöchentlichen und sorgfältigen Verbandswechsel von Frank behalten konnte.
Wir erleben im Verlauf unserer Reise immer wieder, wie vielfältig und zugleich auch unentbehrlich die medizinische Versorgung durch TOBFC ist: Für schwangere Frauen beispielsweise ist ein sogenanntes Geburtskit verpflichtend, wenn sie am Geburtstermin ins Krankenhaus kommen. Auch wenn dieses lediglich aus einer Plastikplane, Einmalhandschuhen und einer Plastikschale besteht, sind dennoch viele Schwangere auf die Bereitstellung der Kits angewiesen. Um eine ausreichende Versorgung der Säuglinge sicherzustellen, wird außerdem bei Bedarf Milchpulver verteilt. Ziel und Aufgabe neben der Pflege und Versorgung sind aber auch Präventivmaßnahmen, sodass TOBFC mit der Verteilung von Impfstoffen und Verhütungsmitteln versucht, der Verbreitung von übertragbaren Krankheiten entgegenzuwirken.
Die sengende Mittagssonne macht uns inzwischen immer stärker zu schaffen, als wir von Samueli mit einem breiten Grinsen und einem freundlichen Händedruck vor seinem kleinen Haus begrüßt werden. Samueli ist einer der Dorfältesten, sodass es für ihn ein besonders schwerer Schicksalsschlag war, als vor ein paar Jahren sein altes Haus plötzlich eingestürzt ist. Von Deborah, der Gründerin von TOBFC, erfahren wir, dass es gerade für ältere Menschen häufig schwer ist, Unterstützung von Hilfsorganisationen zu bekommen, da diese sich bei ihren Projekten meist auf Kinder und junge Erwachsene konzentrieren. Fehlt die Unterstützung durch Freunde und Familie, kann der Verlust der eigenen Unterkunft somit schnell Obdachlosigkeit bedeuten. Samueli aber hatte Glück im Unglück, denn als TOBFC von seiner Geschichte erfuhr, konnte ihm schnell und unkompliziert mit dem Bau einer neuen Unterkunft geholfen werden. Pili, eine der vielen Sozialarbeiter:innen vor Ort, schaut seitdem regelmäßig bei ihm vorbei und bringt ihm Nahrungsmittel und neue Kartuschen für den kleinen Gaskocher.
Eines der größten Projekte können wir gegen Ende des zweiten Tages bestaunen, als wir nach langer und vor allem holpriger Fahrt das beinahe vollendete Krankenhaus besichtigen, das den Menschen vor Ort einen Zugang zu medizinischer Behandlung ermöglichen soll. Die beschwerliche Fahrt und die karge Umgebung lässt uns erahnen, wie schwer es hier ohne das Krankenhaus sein muss, fachkundige Hilfe bei gesundheitlichen Beschwerden zu erhalten. Das Projekt bekommt vor dem Hintergrund einer bevorstehenden Umsiedlungen eine noch größere Bedeutung, bei der Migrationsbewegungen großer Bevölkerungsteile aus dem Bereich eines neu entstehenden Nationalparks in die Umgebung des neuen Krankenhauses erwartet werden. So fahren wir an diesem Tag zurück in Richtung Uyole, beeindruckt von der Fülle an Projekten und der Leidenschaft, mit der die Mitarbeiter der Organisation jeden Tag ihrer Arbeit nachgehen.
Um 6 Uhr morgens mit heißen Chapatis in der Hand geht es wieder mit dem Bus in die entlegenen Dörfer. Wir besuchen 2 weitere der über 47 Montessori Schulen und Kindergärten des TOBFC. Hier erfahren wir, dass die Regierung so überzeugt von den Kindergärten und deren Konzept ist, dass sie den Besuch in manchen Orten verpflichtend macht, um später auf staatliche Grundschule gehen zu können. Die Kinder erproben stolz ihre Englischkenntnisse an uns und zeigen uns ausgelassen ihre Tanzkünste.
Angesteckt vom kindlichen Enthusiasmus geht es für uns weiter zu einem der gebauten Brunnen. Er versorgt Menschen in einem 4 km-Umkreis mit Trinkwasser, die vorher noch weiter für das kostbare Gut laufen mussten. Viele Frauen stehen am Brunnen und wechseln sich beim Pumpen ab, füllen Eimer nach Eimer. Auch wir probieren es aus und merken schnell, wie anstrengend es ist, nur einen einzigen Eimer bei sengender Hitze zu füllen. Manche haben Wägen und motorisierte Karren, um große Mengen transportieren zu können; andere tragen das Wasser auf dem Kopf nach Hause, ohne dabei einen einzigen Tropfen zu verschütten.
Auf dem Weg in ein Massai-Dorf fahren wir an vielen verdorrten Feldern vorbei, obwohl die Regenzeit eigentlich schon begonnen hat, und atmen den beißenden Rauch von Brandrodungen ein. Große Teile der Savanne sollen als Reisfelder genutzt werden – ein Rohstoff, der sehr viel Wasser und freie Flächen benötigt. Die Massai-Damen begrüßen uns in ihren traditionellen Roben und zeigen uns, wie sie perlenbesetzte Schlüsselanhänger fertigen. Perle für Perle wird auf das Ziegenleder genäht, während sie sich die Neuigkeiten aus ihrer großen Familie erzählen. Auch diese Schlüsselanhänger werden über das Kubuni Centre verkauft und stellen so ein Einkommen für die Massai dar.
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